Kirsten Forbes entwickelt Computerspiele

„Die Zeit der Frauen ist gekommen“

Die letzten Tage hat Greg Sanders nur im Labor verbracht. Vergeblich hat der Laborant nach einem Hinweis auf den Mörder des jungen Mannes gesucht. Erst in Zusammenarbeit mit seiner Kollegin aus dem CSI-Team entdeckt er den entscheidenden Beweis bei der Befragung. Der Fall ist gelöst und die Spielerinnen des Computerspiels „CSI: Dark Motives“ können entspannt den Computer ausschalten.

Während die Gamer sich in die Rollen der Kommissare versetzen, ist die Arbeit von Kirsten Forbes bereits abgeschlossen. Die Game-Produzentin hat mehrere Monate mit der Entwicklung des Spiels verbracht. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie Avatare erfunden, Geschichten entwickelt und technische Hürden überwunden. Nun hofft sie darauf, dass es den Spielern gefällt. „Ich will, dass sie von ihren Stühlen aufspringen und anfangen zu schreien“, erklärt Kirsten. Wie bei einem spannenden Buch oder einem guten Kinofilm möchte sie mit ihren Computerspielen Emotionen wecken. Dabei denkt Kirsten auch an die Wünsche der Spielerinnen.

Diese Zielgruppe hat in den letzten Jahren an Kaufkraft gewonnen: Bereits ein Drittel der Computerspiele werden von Frauen erworben und gespielt. Die Gamerinnen möchten sich nicht mit übertriebenen und sexistischen Spielfiguren identifizieren. Bei den Lösungsmöglichkeiten wünschen sich Frauen im Vergleich zu Männern mehr als einen Weg zum Ziel.

Lust auf etwas Neues und Neugierde                    

Das weiß auch die Spielindustrie und hat reagiert: Spiele – auch Gewaltspiele – sind in den letzten Jahren frauenfreundlicher geworden.  „Viele der Spiele für Frauen werden von Frauen gemacht“, fügt Kirsten hinzu. „Die Zeit der Frauen ist gekommen. Wir wissen, wie man Spiele macht und wir wissen, welche Spiele wir mögen“. Vor ihrem Job als Game-Designerin hat die studierte Linguistin und Philosophin in unterschiedlichen Projekten in der Unterhaltungsbranche gearbeitet.

Vor zwölf Jahren bekam sie von Radical Entertainment, einer Firma für Computerspiele, ein Angebot als Game Designerin und nahm an.  „Ich bekam den Job, weil die Firma jemanden suchte, der in Kanada bleiben wollte. Ich hatte Lust auf etwas Neues und war neugierig auf die Entwicklung von High Tech-Produkten“, erklärt Kirsten. Von Computerspielen hatte sie damals keine Ahnung. 

Den Überblick behalten

Für die Firma war das kein Problem. Es zählten andere Qualifikationen: Sie wusste, wie man Projekte leitet, die Übersicht über das Budget hält und neue Konzepte entwirft. Alles andere brachte ihr das Team bei. Gemeinsam mit zwei Radio-Redakteuren und einem Angestellten aus der Werbeagentur beschäftigte sie sich zum ersten Mal hauptberuflich mit Spielen. Kirsten fühlte sich wohl und blieb. Als Game-Produzentin behält sie seitdem den Überblick über den Arbeitsprozess.

„Ich lasse den einzelnen Mitarbeitern freie Hand. Erstens, das sind die wahren Experten in ihren Bereichen und zweitens, warum soll ich jemanden stoppen, der so leidenschaftlich seine Ideen verfolgt?“ So möchte sie auch in Zukunft arbeiten und weiterhin innovative Ideen für Computerspiele verfolgen. Nicht einmal in ihrer Freizeit kann Kirsten vom Spielen lassen. Wenn sie sich mit Freunden zu einer Partie Texas Hold´em trifft, bleibt der Computer jedoch aus.

 

Text: Anne Piezunka; Bild: Kirsten Forbes